Teil 2: Willkommen Morgenseiten!

Der Verstand ist zu müde, um sich ernsthaft fragen zu können, was ich hier eigentlich mache. Es ist sieben Uhr morgens. Ich hatte noch nicht einmal einen Tee, keine Dusche, keinen Blick aufs Handy. Ich komme gerade aus dem tiefen Schlaf der Nacht – und schreibe! Genauer gesagt: Ich schreibe Morgenseiten. Bei dieser Art des Schreibens geht es genau darum: nicht denken, einfach machen.

 

Ich leere meinen Kopf, ich schreibe alles runter, was mir durchs Hirn kreist. Ob banal oder großartig, langweilig oder ausgefallen, ist einerlei und nicht von Bedeutung. Wichtig ist nur, dem ersten Impuls von Worten zu folgen und dann zu schreiben, zu schreiben und immer weiterzuschreiben, bis drei A4 Seiten gefüllt sind. Es fühlt sich an, als würde ich den Geist der Nacht bitten, sich für einen Moment zu mir zu setzen, um gemeinsam mit mir still übers Papier gebeugt alles rauszulassen.

 

Ich bin ganz eins mit Stift und Papier. Es spielt keine Rolle, dass draußen die Vögel zwitschern, der Verkehr fließt, der Tag erwacht. All das kann warten. Nichts spielt gerade eine Rolle, außer das nächste Wort, der nächste Satz, und der nächste und der nächste. Die Worte drängen, gießen, fluten heraus und ich tue nichts weiter, als mit dem Stift übers Papier zu jagen, um ihnen zu folgen. Kein Nachdenken, kein Herumfeilen an Formulierungen. Einfach nur aufschreiben.

 

Was hier aufs Papier kommt, ist nicht zum Veröffentlichen gedacht. Es ist vor allem dazu gemacht, den Kopf frei zu kriegen. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger.

 

Der Impuls zu diesem morgendlichen Ritual findet mich vor knapp zwei Wochen, während ich gerade auf dem Weg zum Wertstoffhof an einer roten Ampel stehe: Morgenseiten schreiben.

 

Für den Moment vergesse ich den vollen Kofferraum, das Ausladen-müssen, die rote Ampel und alles sonst, was ich eben noch für wichtig hielt. Dem Leben scheint es egal zu sein, dass ich mitten im Aufräum-Loslassen-Modus stecke. Es hat einen Impuls für mich und den sendet es mir, ganz gleich, wo ich gerade unterwegs bin. Vielleicht steht ja deshalb die Ampel gerade auf Rot, damit ich besser zuhören kann?

 

Morgenseiten schreiben. Diese zwei Worte nehmen sich genau jetzt und hier Raum in meiner Brust, Platz in meinem Herzen. Das also ist der nächste Schritt.

 

In den vergangenen Tagen hatte ich gespürt, wie sehr mir das Schreiben fehlt. Wie sehr ich mich nach Geschichten sehne, die von mir erzählt werden wollen. Nach ihren Helden, die mir ihr Leben aufs Auge und in die Tastatur drücken wollen. Doch da waren keine Impulse, keine Idee und ein Thema schien schon gar nicht in Sicht.

 

Also räumte ich weiter auf, setze mich in Cafés, genoss die Gespräche und den Austausch, die Sonne, den Cappuccino und lehnte mich gedanklich zurück in dem Vertrauen, dass schon was kommen würde, wenn die Zeit reif dafür war, auch für das Schreiben. Meine innere Ruhe setzte sich wie selbstverständlich zu mir an den Tisch, verlässlich, jeden Tag aufs Neue. 

 

Brit Gloss Zitat Lebenssinn Sinnsuche Neuorientierung Veränderung raus aus dem Job und wie weiter

 

Und plötzlich ist die Zeit reif, das Leben setzt ein neues Achtungszeichen und ist vermutlich gespannt, ob ich es höre, hier gerade an der roten Ampel stehend. Und ebenso, ob ich ihm folge! Ich höre es und folge ihm. Auch wenn ich wieder einmal überrascht bin, was mir das Leben anbietet. Ja, ich komme mit dieser Idee wieder ins Schreiben. Doch es sind keine Kurzgeschichten oder gar ein Roman und meine Miete kann ich davon auch nicht bezahlen. Es sind Morgenseiten. Das Leben wird schon wissen, wofür es gut ist.

 

Dass es für was gut ist, spüre ich schon im ersten Moment, denn der Gedanke fühlt sich absolut stimmig und freudvoll an. Und irgendwie auch wichtig, obwohl ich nicht genau weiß, warum. Wird sich zeigen, beruhige ich mich selbst. Ich gewöhne mir mehr und mehr ab, mit dem Verstand begreifen zu wollen, was da auftaucht und wofür. Nur dem Impuls zu folgen, einfach zu machen, ist wichtig.

 

Und so beginne ich am nächsten Morgen mit dem Schreiben, in ein einfaches, liniertes Ringbuch. Es gibt schon eine Menge davon in meinem Leben, denn die Idee der Morgenseiten ist nicht neu für mich. Ganz im Gegenteil: In den vergangenen Jahren findet mich das Ritual der Morgenseiten-schreiben immer wieder, als wäre es für die jeweils aktuelle Zeit gerade gut, wichtig, hilfreich. Das letzte Heft endete im Frühjahr 2023. Irre, was seitdem alles passiert ist.

 

Von dieser faszinierenden Methode hörte ich das erste Mal in einem Podcast über Julia Cameron, der „Erfinderin“ der Morgenseiten. Noch am selben Tag kaufte ich mir mein erstes Heft und probierte es aus, drei Monate am Stück.  

Jetzt also lasse ich in diesen Tagen wieder alles raus, unzensiert, ungefiltert, unreflektiert. Ich muss nicht verstehen, was da kommt und warum. Mache mich nur leer von den Träumen und Gedanken, Anstrengungen und Banalitäten, die mein Leben schon morgens fluten wollen. Weil alles aufs Papier darf, bekomme ich den Kopf wieder frei und kann mich fragen, was ich eigentlich gerade wirklich will – von mir und diesem Tag.

 

Es tut mir gut, wieder einmal, soviel weiß ich nach diesen zwei Wochen. Ich staune nicht selten, was mich beschäftigt, was hochkommt und wie es schreibend klarer wird in meinem Kopf, freier im Herzen. Währenddessen wartet die Welt da draußen vor meinem geöffneten Fenster auf mich, bis ich fertig bin, bereit, mich ihr und dem neuen Tag zuzuwenden.

Vielleicht erkenne ich schreibend, wie es für mich weitergeht? Noch ist nichts konkret. Meine Zukunft? Ein unscharfes Bild aus Möglichkeiten.

 

Und dennoch bin ich dankbar. Dem Leben für seine Zeichen, Botschaften, Einfälle. Und mir, dass ich mehr und mehr lerne, genauer hinzuhören – und dem zu folgen, was kommt.

 

Im Moment heißt das also weiter Aufräumen, „Klar-Schiff“ machen und nun also auch Morgenseiten schreiben. Bis mich ein nächster Impuls findet. Der scheinbar die anderen gar nicht verdrängen muss, sondern sich vielleicht auch einfach freudvoll dazugesellt, so wie die Morgenseiten zum Aufräumen.

  

Brit Gloss Blog Neuorientierung Leben neu gestalten Sinnsuche Blog unterstützen

 

 

Ihr wollt meinen Blog unterstützen? 

 

Das könnt ihr sehr gern hier tun, ihr habt die Wahl:

 

"Für die Kaffeekasse" - 5 Euro:     paypal.me/britgloss/5

"Aber bitte mit Sahne" - 10 Euro:     paypal.me/britgloss/10

oder ein frei wählbarer Betrag:     paypal.me/britgloss

 

 

 

 

 

Auszeit vom Job - ja, nein, vielleicht?

 

Du willst mal raus aus dem Job, raus aus dem Alltag, raus aus den Gewohnheiten deines Lebens? Weißt aber nicht, wie anfangen und ob eine Auszeit wirklich dein Ding ist?

Lass dich inspirieren und motivieren und lass uns miteinander ins Gespräch kommen über das "Was wäre, wenn...?"!

In meiner Lesung "Alleine los – eine Auszeit mit 50plus" nehme ich dich mit auf eine Zeitreise durch meine eigene, viermonatige Auszeit – von den Vorbereitungen, über das Unterwegssein bis hin zum wieder nach Hause kommen.

Buche deinen individuellen Termin bei mir, in einer persönlich von dir zusammengestellten Runde.

Erlebe einen Mut-Mach-Abend, der die Lust auf die kleinen und großen Abenteuer des Lebens weckt

und dir genügend Raum für deine Fragen lässt.

Neugierig geworden?
Infos & Buchung hier!

 

Mit Steady Mitgliedschaft Brit Gloss Alleine los Blog unterstützen
Kommentare: 0