Hinter meiner beruflichen Neuorientierung steht (immer noch) ein dickes Fragezeichen. Was will ich tun, womit zukünftig mein Geld verdienen? Festangestellt oder freiberuflich? Ich sollte Stellenportale durchforsten, Bewerbungen schreiben, Gespräche führen. Ich tue nichts von alledem.

Stattdessen räume ich erst einmal auf.

Ich habe das dringende Bedürfnis, die Dinge, die bislang wie selbstverständlich zu mir und meinem Leben gehörten, neu zu sortieren und mich zu fragen:

Will ich sie auf meinem weiteren Weg mitnehmen? Gehören sie noch zu mir? Tun sie mir gut, stärken sie mich, brauche ich sie?

Zu gut erinnere ich mich an meine Portugal-Auszeit: Nicht einmal fünfzehn Kilo im Rucksack, um dreieinhalb Monate unterwegs zu sein. Je länger ich reiste, desto weniger Kilos brauchte ich wirklich. Ich verschenkte Sachen, ließ sie zurück, fühlte mich freier, leichter und trotzdem beschützt und sicher.

Seitdem hat sich etwas grundlegend verändert in meinem Bedürfnis nach Sicherheit: Sie speist sich eben nicht mehr aus der Menge an Dingen, sondern aus der Leichtigkeit, am praktischen und ja auch emotionalen Wert beim unterwegs sein durch mein Leben. Weniger ist mehr. Ich könnte ergänzen: Weniger und dafür wirklich Gutes, Liebevolles ist mehr.

Und so lasse ich Luft in Schränke, Kisten, Zimmer. Nehme Bilder von den Wänden, weil sie für etwas Schönes, aber Vergangenes stehen. Ich spüre, dass all die Dinge bis zum heutigen Tag ihre Berechtigung in meinem Leben hatten. Und dass es mir erst jetzt wirklich leichtfällt, sie loszulassen. Ich zwinge mich zu nichts. Und vielleicht ist deshalb so viel mehr möglich. Nach den Zimmern ist auch der Keller dran. Es ist kein Rausch aus Aktionismus, eher ein freudvolles „Schauen wir mal, was geht“. Umso erstaunter bin ich später, was alles geht. Die Räume atmen Freiheit und Leere, und ich mit ihnen.

Ich sortiere im Außen und gewinne Ruhe und Gelassenheit im Innen. Dass es vielleicht doch nicht so verkehrt ist, erst einmal aufzuräumen. Dass auch das ein wichtiger Teil meines Weges ist, um wirklich klar sehen zu können, was ich für die Zukunft will. Dass ich meinen Impulsen vertrauen darf und sich so Schritt für Schritt der Weg zeigt. Kein Verstand-beruhigen, sondern Bauchgefühl folgen. Nicht immer logisch oder gar gesellschaftskonform, aber für mich beruhigend, klärend, stärkend.

Wie es weitergeht? Neuer Tag, neues Glück – und vielleicht ein neuer Impuls, dem ich folgen will. Und ja, ein paar Schubfächer warten ja auch noch auf mich.

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