Teil 4: Heilsames Malen!

Ich, die „Schreiberin“, entdecke, wie heilsam und klärend das Malen für mich ist.

 

Bei Kunst- und Kreativtherapeutin Anke Hirsch, mit der ich seit geraumer Zeit gemeinsame Mal- und Schreib-Workshops anbiete, komme ich selbst in Kontakt mit einer Welt, die ich lange Zeit außen vorgelassen hatte und vielleicht noch nie wirklich so tief erlebt habe: Ich tauche ein in eine Welt ohne Worte, dafür mit einem Meer aus Farben und einem Rausch aus Formen.

Der Malraum, nicht weit vom trubeligen Schillerplatz entfernt, empfängt mit Stille und hellem Neonlicht. In der Mitte des Raumes sind unzählige Flaschen mit Farben, Krüge voller Pinsel und Spachteln sowie Malpaletten und Schwämme in allen Größen aufgereiht. An den Wänden hängen große, weiße Bögen Papier. Der Raum strahlt Fülle und Erlaubnis aus – und wirkt damit so anders als das, was ich von meinem Kunsterziehungsunterricht kenne.

 

Ich tausche Jeansjacke gegen Malerkittel und es ist, als würde ich damit auch eine Rüstung ablegen. Ich lasse die Welt der Worte hinter mir und mache mich verletzlich mit Farbe und Pinsel und dem, was ich und andere in meinem Bild entdecken könnten. Ich lasse Schicht für Schicht von mir abfallen und nach und nach, Stück für Stück entsteht vor mir auf dem Papier ein Bild.

 

Anfangs ist da noch viel Scheu. Mein erstes Mal vor dem weißen Blatt fühlt sich ungewohnt und sperrig an. Ich will viel, will es gut machen, will der Freude, die da in mir ist, zwingend aufs Papier helfen. Doch Freude und Zwang schließen sich aus. Einerseits gefällt mir das, was zum Anfang auf dem Papier entsteht, dann jedoch siegen der Zweifel und die Angst, ich könnte es mit nur einem Pinselstrich ein für alle Mal zerstören. Also bleibe ich plötzlich zaghaft, tupfe da ein bisschen, fahre dort übers Blatt. Nur keine zu tiefen Spuren hinterlassen.

 

Glücklicherweise gibt es ein nächstes Mal. Anke beginnt, Themenabende anzubieten und so finde ich mich eines Montags zum Thema „Selbstbild“ wieder vor der Malwand. Der Verstand hatte bei meiner Anmeldung vor wenigen Tagen mit dem Kopf geschüttelt und leise, jedoch deutlich hörbar gemurmelt: „Selbstbild? Ehrlich? Willst du wirklich erleben, was mit deinem Talent dabei rauskommt?“ Ich danke ihm still für seine ehrliche Einschätzung, denn mein Herz fragt auch eher bang als neugierig, ob das wirklich eine so gute Idee ist. Dennoch siegt die Neugier.

 

Irgendetwas an diesem Thema berührt mich. Selbstbild – wie ich wohl aussehe, hier, mitten in diesen spannenden, freudvollen Wochen, die mir immer wieder eine andere Facette meines Selbst offenbaren. Mein Selbstbild scheint sich nahezu täglich zu verändern. Staunend stelle ich fest: Aha, das gehört also auch zu mir. Nicht, weil ich dem Neuen hinterherjage oder gar das Alte verleugnen oder verdrängen will. Vielmehr wird das Bild aus alt und neu weiter, farbenreicher und vielschichtiger.

 

Die Einstimmung zum Selbstbild, die Anke mit ihren klaren, sanften Worten findet, ist hilfreich. Ein erstes Bild entsteht vor meinem geistigen Auge. Dann jedoch stockt es, denn ich habe keine Ahnung, wie ich das zu Papier bringen soll. Ich bange schon vor dem ersten Aufsetzen des feuchten Pinsels, genau damit alles zu verderben: falsche Stelle, falsche Stärke, falsche Richtung. Von der Wahl der Farbe ganz zu schweigen. Das kann spannend werden. Neunzig Minuten ringe ich mit mir und dem Bild – und doch verändert sich etwas in dieser Zeit. Ich lausche mehr nach innen, halte an, wenn ich den nächsten Impuls noch nicht spüre, warte ab, was da wirklich aufs Blatt will. Am Ende zeigt sich ein ganz anderes Bild auf dem Papier an der Wand. Ein bisschen frage ich mich, wo es hergekommen ist. 

 

Brit Gloss Lebenssinn Sinnsuche Neuorientierung Veränderung Malen auf meinem Weg - raus aus dem Job und wie weiter

 

Die Reise geht weiter, die Neugier ist erwacht, es folgen weitere Themenabende. Der Verstand ist jedes Mal dabei, seine Stimme wird jedoch leiser, während er in der Ecke liegt und murmelt: „Lass sie malen, das vergeht auch wieder.“

„Lass mal malen“ ist ein gutes Motto, unbeschwert und dennoch entschieden. Denn genau das tue ich: Ich male – nicht mehr, aber eben auch nicht weniger.

 

Immer noch ist ein wenig Scheu am Anfang da. Immer noch klopft der Gedanke an, dass ich es gut machen will. Das was „rauskommt“, dass es gut aussieht, was auch immer das heißt. Irgendwas in mir vergleicht sich ungefragt mit den abertausenden Bildern, die ich in meinem Leben schon gesehen habe. Ich kann das nicht ganz ablegen und das muss ich auch nicht. Der Wunsch darf da sein, dass etwas Gutes entsteht und dann darf der Prozess beginnen: Denn je mehr ich mich auf Ankes sanfte Führung einlasse, je mehr ich probiere, je mehr ich feststelle, dass auch die anderen mit sich zu tun haben, desto mehr fließt es wirklich. Ist es ein wirkliches Einlassen aufs Papier, auf mich und ein neugieriges, oft staunendes Zusehen, während sich die Farben und Formen auf dem Papier finden.

 

Jedes Mal habe ich anfänglich ein Bild vor Augen, was entstehen soll – doch dann beginnt etwas, das mich sanft wegholt von „so sollte es aussehen“, hin zu „das will ich dir zeigen“. Es mag pathetisch klingen und ist doch genau das: Ich entdecke mich selbst in diesen Bildern. Nicht, weil sie so sind, wie ich es will, sondern weil sie mir zeigen, was gerade da ist, sichtbar werden will. All das bin ich, mit meinen Wünschen und Hoffnungen, Ängsten und Zweifeln und dennoch dem unbändigen Glauben und Vertrauen, dass es gut wird, ja jetzt schon ist. Nicht nur auf dem Papier, sondern überhaupt im Leben.

 

Manchmal reden wir im Anschluss über unsere Arbeiten. Aber es gibt kein Muss für Austausch. Dennoch bin ich überrascht, wie gut es mir tut zu hören, was andere in meinen Bildern sehen. Manchmal öffnet sich so auch für mich noch eine weitere, unverhoffte Perspektive.

 

So, wie die Morgenseiten und meine Blogkapitel schreibend darüber erzählen, wie mein Leben sich Schritt für Schritt vor mir entfaltet, so tun es ganz ohne Worte diese Bilder.

 

Ich bin selbstbewusster geworden beim Malen. Als wäre die Künstlerin in mir erwacht. Nicht weil es um professionelle Bilder geht, die Erfolg haben können, sondern weil der Prozess ein Erfolg ist. Ich folge meinen Impulsen nicht nur im Leben Schritt für Schritt, sondern auch hier beim Malen.

 

Mein bislang letztes Bild entstand zum Thema „Fülle“. Neunzig Minuten später stehe ich vor meinem Bild und staune, wie selbstverständlich sich die Puzzleteile zusammengefügt haben. All das ist mein Leben, all das macht mich aus, will ich ins Leben bringen. Das, und noch viel mehr, Ende offen. Eine Schatzkarte ist entstanden. Ich nehme sie noch am selben Abend mit nach Hause, trage sie in mein Arbeitszimmer und stelle mir vor, sie dort an meine Wand zu hängen, damit ich mich immer an sie erinnere – und an die Liebe und Freude, die ich beim Malen empfunden habe. 

 

 

Brit Gloss Heilsames Malen Kapitel 4 des Blogs Raus aus dem Job - und wie weiter? Malraum Dresden Heilsames Malen mit Anke Hirsch

Heilsames Malen mit Anke Hirsch

Wer neugierig geworden ist auf das Thema "Heilsames Malen", dem seien die Workshops, Themenabende sowie die offenen Malabende mit Kunst- und Kreativtherapeutin Anke Hirsch im Malort am Schillerplatz in Dresden wärmstens empfohlen.

Nähere Infos findet ihr hier: www.ankehirsch.de

 

 

 

Brit Gloss Blog Neuorientierung Leben neu gestalten Sinnsuche Blog unterstützen

 

 

Ihr wollt meinen Blog unterstützen? 

 

Das könnt ihr sehr gern hier tun, ihr habt die Wahl:

 

"Für die Kaffeekasse" - 5 Euro:     paypal.me/britgloss/5

"Aber bitte mit Sahne" - 10 Euro:     paypal.me/britgloss/10

oder ein frei wählbarer Betrag:     paypal.me/britgloss

 

 

 

 

 

Auszeit vom Job - ja, nein, vielleicht?

 

Du willst mal raus aus dem Job, raus aus dem Alltag, raus aus den Gewohnheiten deines Lebens? Weißt aber nicht, wie anfangen und ob eine Auszeit wirklich dein Ding ist?

Lass dich inspirieren und motivieren und lass uns miteinander ins Gespräch kommen über das "Was wäre, wenn...?"!

In meiner Lesung "Alleine los – eine Auszeit mit 50plus" nehme ich dich mit auf eine Zeitreise durch meine eigene, viermonatige Auszeit – von den Vorbereitungen, über das Unterwegssein bis hin zum wieder nach Hause kommen.

Buche deinen individuellen Termin bei mir, in einer persönlich von dir zusammengestellten Runde.

Erlebe einen Mut-Mach-Abend, der die Lust auf die kleinen und großen Abenteuer des Lebens weckt

und dir genügend Raum für deine Fragen lässt.

Neugierig geworden?
Infos & Buchung hier!

 

Mit Steady Mitgliedschaft Brit Gloss Alleine los Blog unterstützen

Kommentar schreiben

Kommentare: 0