Wenn es so weitergeht, heißt mein nächstes Zuhause „Tavira, römische Brücke, zweiter Brückenbogen links“. Was ist denn nur los? Ich habe nicht einmal mehr achtundvierzig Stunden in meinem gemütlichen Zimmer und immer noch keine neue Bleibe im Anschluss.
Verlängern kommt nicht in Frage, da bin ich mir nach wie vor sicher. Doch meine bisherigen Versuche, etwas Passendes zu finden, sind entweder so halbherzig, dass ich nach einer halben Stunde selbst merke, dass das nichts bringt. Oder sie sind das genaue Gegenteil: Ich verbeiße mich auf der Airbnb-Seite und verliere mich in tausenden Bildern und Bewertungen, nur um festzustellen, dass ich an allem etwas auszusetzen habe: zu abgewohnt, schwer erreichbar, zu teuer.
Das eigentliche Problem aber ist ein ganz anderes: Ich weiß momentan nicht, wohin ich nach Tavira, der dritten Station meiner Reise, eigentlich will. Hinterland oder doch lieber Meer? Großer Ort oder idyllisches Dorf in der Pampa? Rückzug oder Gemeinschaft? Doch wenn ich es nicht weiß, wie soll es dann Airbnb wissen?
Es ist mittlerweile das vierte Mal, dass ich eine Unterkunft in Portugal suche. Gerade nervt mich der dafür notwendige Zeitaufwand. Will ich jedoch weiterhin nur ein paar Tage an jedem Ort bleiben, wird mich das Thema wohl oder übel weiterhin begleiten. Einerseits habe ich keine Lust, mehr Zeit als unbedingt nötig für die Suche aufzubringen. Andererseits will ich aber auch nicht in der letzten Absteige landen. Klingt wie die Quadratur des Kreises. Viel Freude beim Weiterreisen!
Mittlerweile ist es fast Mitternacht. Ich habe noch immer nichts gefunden. Dabei hätte ich heute so gern einen Haken hinter die Sache gemacht und wäre mit den Gedanken an mein neues Apartment friedlich in meine Träume gerutscht. Pustekuchen. Ich lege das Handy weg und ergebe mich dem Schlaf. Morgen ist ein neuer Tag, mit mehr Klarheit, wie ich hoffe.
Am nächsten Morgen widerstehe ich dem Impuls, gleich wieder mit der Suche zu beginnen. Stattdessen schnappe ich mir Sonnenbrille, Geld und Hausschlüssel und gönne mir einen Kaffee samt Gebäck im Café gegenüber. Das leckere Naschwerk, wahlweise mit Mandeln, Marzipan, Zimt oder Schokolade und einem Hauch von Puderzucker, das es in Portugal an jeder Ecke gibt, schmeckt zum Niederknien. Auch jetzt ruckelt sich der kleine Seelentröster auf meinem Teller zurecht, sein verheißungsvoller Duft steigt mir in die Nase. Ich bin versöhnt mit der Welt.
Während ich genüsslich kaue, lasse ich in meinem Kopf ein Bild von meinem nächsten Wunschort entstehen, Pinselstrich für Pinselstrich: Ich will ans Meer, an einen Ort, der sich von Tavira aus gut erreichen lässt, einen Ort, der mir sowohl Geselligkeit als auch Rückzug ermöglicht. Ich möchte ein Zimmer mit eigenem Bad, auch Balkon oder Terrasse wären toll, Küche kann, muss aber nicht sein. Soweit, so klar.
Erst am späten Nachmittag bin ich auf meiner sonnigen Terrasse zurück, nach einem ausgedehnten Spaziergang durch Tavira, einem weiteren Kaffee und einem kurzen Plausch im Tante-Emma-Laden. Jetzt bin ich bereit, eine neue Suche zu starten. Und siehe da, nach einer Stunde finde ich eine Unterkunft in Ferragudo, die erstaunlich gut zu meinem Wunschbild passt. Mal schauen, wie diesmal die Fotos auf Airbnb zur Realität passen. Es wird entweder ein traumhafter Aufenthalt – oder ein witziges Kapitel um darüber zu schreiben. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, was ich mir wünschen soll.
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