Kapitel 34: Gespräche mit Ausblick

 

Willkommen zurück nach einer kleinen Jahreswechsel-bedingten Pause!

Schön, dass auch ihr wieder dabei seid.

 

Bevor es mit dem nächsten Kapitel weitergeht, habe ich eine Bitte an euch: 

Seit über einem halben Jahr ist mein Blog online, mit mittlerweile mehr als dreißig Kapiteln.

 

Heute möchte ich von euch gern wissen:

Gefällt euch, was ihr hier lest?

Habt ihr Wünsche, Fragen, Anregungen auf dem Herzen oder Themen und Hintergründe, die euch zu meiner Auszeit besonders interessieren? 

 

Schreibt es mir gerne in die Kommentare - ich freue mich auf Post von euch!

Gern greife ich eure Fragen und Ideen, wenn es mir möglich ist, auf!

 

Herzlichst, eure Brit

 

P.S. Und wem das hier vielleicht zu öffentlich ist, um sich mitzuteilen, kann mir gern auch über mein Kontaktformular schreiben ;-)

 

 

Und jetzt viel Spaß mit dem 34. Kapitel!

 

 

Freddy zieht es heute weiter nach Spanien, hin zu mehr familiärer Geselligkeit. Er will seinen Bruder in Granada besuchen, nach hundert Tagen Einsamkeit nun also hinein in die spanische Großfamilie. 

 

Spanien Granada
Freddys neuer Sehnsuchtsort: das spanische Granada © Sergio Casillas

 

Als die Haustür an diesem Morgen ächzend hinter ihm ins Schloss fällt, ist für den Moment vor allem Freude in mir: Ab jetzt habe ich die ganze Wohnung für mich. Kein morgendliches Türenwerfen mehr, keine schmutzigen Pfannen in der Spüle und keine Überschwemmungen im Bad. Auch wenn ich unsere Gespräche auf dem Balkon vermissen werde. Ich räume ein paar von Freddys Hinterlassenschaften weg, dann laufe ich zum Strand.

 

Ich freue mich schon jetzt aufs Heimkommen. Es würde sich zum ersten Mal anfühlen, als käme ich in meine eigenen vier Wände. Zum ersten Mal ein Gefühl von zu Hause. Abends koche ich ausgiebig, decke den Tisch in der Gemeinschaftsküche ohne Gemeinschaft und höre versonnen Musik. In drei Tagen reise auch ich weiter, jetzt aber will ich mir darüber keine Gedanken machen. Ich will einfach nur hier sitzen und lege entspannt die Füße auf den Tisch. Ist ja keiner da, der sich daran stören könnte.

 

  

Earphones_Foto_Karolina Grabowska

 

Mitten in die Musik hinein höre ich ein Klopfen an der Küchentür und kurz darauf steht ein junger Mann samt Rucksack in der Tür. Überrascht nehme ich die Füße vom Tisch. Ich habe nicht einmal das Ächzen der Haustür gehört.

 

Aaron, wie er sich vorstellt, ist Anfang zwanzig und kommt aus Kanada. Sein dichtes, lockiges Haar hat er am Hinterkopf zu einem lässigen Dutt zusammengebunden. Wie sich herausstellt, ist er mein neuer Mitbewohner, denn er hat ab heute das Zimmer direkt neben mir gebucht. Mein Gefühl der eigenen vier Wände muss fürs Erste weichen.

Vier Stunden später sitzen Aaron und ich immer noch in der Küche, mittlerweile ist es nach Mitternacht. Wir reden über Gott und die Welt und das in der Kürze der Zeit mit erstaunlichem Tiefgang. 

 

Aaron ist erst vor wenigen Tagen in Lissabon gelandet. Vorher war er vier Wochen auf den Kapverden, in einer kleinen, abgelegenen Hütte, Dschungel und Einsamkeit pur. Nur ab und zu schwappte die kapverdische Gastfreundschaft bis in sein stilles Dasein, denn die Bewohner des nahegelegenen Dorfes luden ihn regelmäßig ein, gemeinsam mit ihnen zu essen.

 

Hier in Portugal hofft er, ein paar Monate bleiben und sich für seine Reise mit kleinen Jobs etwas dazu verdienen zu können. Lächelnd gesteht er mir, dass er das erste Mal in Europa ist. Das erste Mal auch so lang allein weg von zu Hause. Da haben wir ja schon mal was gemeinsam. Er weiß nicht wie weiter in seinem Leben. Seine Eltern haben Pläne für ihn. Seine Freunde ebenso. In keinen davon scheint er wirklich zu passen, vor allem nicht passen zu wollen. Also hat er sich vorerst für die Freiheit entschieden, obgleich er nicht mit Geld von zu Hause rechnen kann, wie er vorsichtig andeutet.

 

 

Ich mag seine Art: Ehrlich, voller Zweifel und gleichzeitig so voller Neugier. Wenn er erzählt, fühlt es sich an, als würde er dem Klang seiner und meiner Worte lauschen, in der Hoffnung, dass sich irgendwo darin oder dazwischen die Welt auftut und ihm das Leben erklärt und verrät, wie es sein kann, sein will.

 

Die nächsten beiden Abende treffen wir uns zum Essen, ohne Verabredung, es ergibt sich einfach. Wir werfen in die gemeinschaftlichen Töpfe und Pfannen zusammen, was wir jeweils aus den kleinen Lebensmittelläden der Insel gekauft haben und staunen, wie gut es passt.

 

Doch statt wie am ersten Abend im Neonlicht der Küche sitzen zu bleiben, steigen wir mit unseren Tellern und Gläsern lieber die schmale Treppe zur Dachterrasse hinauf. Hier warten zwei in die Jahre gekommene Plastikstühle auf uns, sonst ist die Terrasse nüchtern leer, der Putz bröckelt. Dafür ist der Blick über die Insel und auf den Sonnenuntergang über dem Meer der Hammer.

 

 

Praia de Faro, Blick aufs Meer Airbnb Zimmer Portugal
Zimmer mit Ausblick - die Dachterrasse unseres Hauses

Tolle Aussichten in Praia de Faro

 

Trotz der dreißig Jahre Altersunterschied stellen wir uns erstaunlich viele ähnliche Fragen. Was ist der richtige Weg? Wie weiß man, was man wirklich will? Sicherheit in einem festen Job? Oder im Vertrauen der Freude folgen? Vielleicht ist Aaron im Fragen stellen seiner Zeit voraus, vielleicht auch ich meiner hinterher. Es spielt keine Rolle. Aaron erzählt von seinen Freunden, die zu Hause vor allem Party und Alkohol im Kopf haben und gar nicht verstehen, was ihn in die Fremde treibt. Ihn hingegen langweilt das ewige Rumhängen.

 

Ich hingegen habe zwar längst einen Abschluss in der Tasche und einen sicheren Job zu Hause. Doch auch bei mir ist die Frage: Wie weiter? Auf und davon? Und wie würde das genau aussehen? Wie viel Sicherheit brauche ich? Wie groß ist meine Sehnsucht nach Freiheit? Und welchen Preis würde ich dafür zahlen müssen oder wollen? Und was genau verspreche ich mir davon? Wie würde es denn aussehen – mein Wunschleben?

 

Wir sind beide mit einer Menge Fragen im Gepäck unterwegs und schon voller Ungeduld auf mögliche Antworten. Obgleich wir erst wenige Tage in Portugal sind. Vielleicht würden wir sie in diesem Land finden. Vielleicht auch erst mal ein bisschen die innere Ruhe. Letzteres, vermute ich, täte uns beiden gut. 

 

 

Brit Gloss Autorin Blog Auszeit 50plus

 

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Dankeschön ;-)

 

 

 

VORHERIGES KAPITEL

 

 


Katze neugierig schauend
Auch schon neugierig, wie es weitergeht? © Sbringser

Auszug aus dem 35. Kapitel

 

Weiterreise nach Fuseta

  

Assis lacht viel. Seine Stimme ist laut. Je länger seine Sätze werden, umso lauter wird sie. Er hofft, dass ich ihn so besser verstehe. Immer wieder blickt er zu mir herüber, nickt, lacht. Allerdings habe ich kein Problem mit meinem Gehör, sondern mit meinem fehlenden portugiesischen Wortschatz. Ich sitze in Assis kleinem Laster auf dem Weg zum Bahnhof in Faro.

 

Assis ist Handwerker und eigentlich auf dem Weg von Praia de Faro nach Albufeira. Für mich macht er jedoch einen klitzekleinen Umweg. Noch immer kann ich nicht ganz glauben, dass er es ist, der mich heute rettet – immerhin besteht nun wieder eine sehr realistische Chance, meinen Zug nach Fuseta doch noch zu erwischen. 

 

 

Neugierig, wie die Reise weitergeht? Und auf erste Fotos aus Fuseta?

Nächste Woche gibt's das komplette Kapitel.

 

 

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