Ich könnte platzen. So viele Sätze sind in mir, die raus wollen. Ich bin so angefüllt von meiner Idee, dass ich manchmal sicher bin, ich muss jetzt und sofort der ganzen Welt davon erzählen.
Als könnte ich nicht mehr an mich halten. Es ist einfach zu viel Begeisterung in mir, die versucht, sich auf Kleidergröße achtunddreißig zu verteilen.
Manchmal weiß ich kaum, wohin mit meinem Leuchten und Kribbeln. Ich würde es so gern mit allen teilen. Einfach alles rauslassen, was da an großartigen Plänen in mir ist. Erzählen und sehen, was es mit meinem Gegenüber macht – und diese Reaktion dann auch wieder mit mir. Und natürlich wünsche ich mir, dass meine Begeisterung überspringt. Dass ich mich nicht erklären oder gar rechtfertigen muss.
Da sind so viele Momente, in denen mir die Geschichte auf der Zunge liegt. Doch im gleichen Moment weiß ich, es ist noch nicht soweit. Klar fühlt sich für mich schon einiges unglaublich konkret an. Ich will diese Auszeit wirklich. Es ist aus meiner Sicht nicht mehr die Frage, ob, sondern nur noch wie. Und das ist der andere Teil der Geschichte. Der, bei dem es noch viele Unbekannte gibt.
Erst nach und nach habe ich wirklich eine Vorstellung, wem ich wann davon erzählen will. Zuallererst nämlich mal meinem Arbeitgeber. Wenn ich hier kein Ja bekomme, kann ich das ganze Projekt vermutlich direkt in den Wind schießen. Oder ich müsste meinen Job kündigen, wenn ich diese Auszeit dennoch unbedingt durchziehen will. Doch kündigen will ich eben nicht. Ich mag meinen Job, und ich habe das Bedürfnis nach Sicherheit. Ich will nach dieser Unterbrechung auch wissen, wo ich wieder ankommen darf.
An einem kühlen Septembermorgen schreibe ich meiner Chefin eine Nachricht und bitte sie um einen Termin, weil ich etwas mit ihr besprechen will, wie ich vorsichtig andeute. Wenige Tage später sitzen wir beim gemeinsamen Mittagessen. Wir reden über vergangene Projekte und die aktuellen Unsicherheiten in den Planungen der vor uns liegenden Vorhaben. Was für eine hilfreiche Überleitung zu meinem Anliegen. Ich beginne, von meinen Plänen zu erzählen, meine Stimme schwingt dabei mindestens eine halbe Oktave höher. Fast glaube ich, das aufgeregte Pochen meines Herzens ist durch meine Sätze hindurch zu hören. Ich weiß, wie viel von diesem Moment abhängt.
Nach unserem Gespräch bin ich unendlich erleichtert, denn es ist klar: Meine Chefin findet die Idee toll und sichert mir Unterstützung zu, wo sie kann. Auch wenn das für sie und unser Team mehr Arbeit bedeutet. Wir haben uns für ein weiteres Gespräch verabredet, um die Details zu besprechen.
Abends liege ich in den Kissen und weiß, mit ihrem „Ja“ habe ich heute eine ganz wichtige Hürde genommen. Nur wenige Tage später habe ich auch das ausdrückliche Einverständnis unseres Geschäftsführers. Nun, da der Weg von offizieller Seite frei ist, wird es Zeit, meinen Sohn in meine Pläne einzuweihen. Bei dem Gedanken daran, beginnt mein Herz erneut ungestüm zu klopfen.
Auszug aus dem zwölften Kapitel
„Hab ich dir eigentlich schon erzählt...?“ Wenn mir mein Sohn von gravierenden Neuerungen und Plänen in seinem Leben erzählen will, beginnt er sie nicht selten mit diesen Worten. Es klingt dann weniger bedeutsam.
So, als könnte es durchaus sein, dass wir uns neulich schon beim Kochen darüber unterhalten haben. Dabei ist es oft genau das: bedeutsam. Meist mit einhergehenden grundlegenden Veränderungen. Manchmal frage ich mich, ob er sich beim Darüber-reden-wollen selbst noch nicht ganz sicher ist, oder ob er vielmehr mich schützen will. Damit ich nicht aus Versehen aus allen Wolken falle.
Ach kommt, eins geht noch!
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