Kapitel 18: Kann es Portugal bleiben?

Wir schreiben Ende Januar. In Portugal schnellen die Inzidenzwerte nach oben. Heute Morgen hat die portugiesische Regierung den kompletten Lockdown bis Mitte März beschlossen, fast auf den Tag genau bis zum Zeitpunkt meiner geplanten Einreise.

Unsere Regierung schickt Truppen der Bundeswehr hin, um bei der Versorgung von Kranken zu helfen und Patienten nach Deutschland auszufliegen. Immer öfter fragen mich Familie und Freunde: „Willst du wirklich fahren?“ Ihre Stimmen sind voller Sorge und Zweifel.

Ich weiß es schlichtweg nicht. Noch habe ich nichts gebucht, weder Flug noch Unterkunft. Keiner wartet in Portugal auf mich. Ich weiß nur eines: Ich will diese Auszeit! Verschieben kommt nicht infrage. Und ich möchte nach Portugal. Jetzt steht dahinter ein dickes Fragezeichen. Einerseits habe ich nicht vor, in Panik zu verfallen. Andererseits möchte ich aber auch nicht naiv und blauäugig an einem Land festhalten, dessen Grenzen möglicherweise auch Ende März noch dicht sein könnten. Doch wenn ich nicht nach Portugal kann, wohin fahre ich dann?

Wenige Tage später will ich Gewissheit. Es ist Freitagabend, vor den Fenstern pfeift ein eisiger Wind, ich schnappe mir meinen Laptop und verziehe mich mit Decke und Tee in meinen Lieblingssessel. Nach ein paar Klicks erscheint auf dem Bildschirm die Karte Europas. Ich schiebe und zoome von Land zu Land, warte auf einen Impuls. Irgendwann beginne ich mich ein Stück aus der Karte zu zoomen, immer weiter, bis nach und nach die Weltkarte auf meinem kleinen 11-Zoll-Display zu sehen ist. Man könnte meinen, die Welt liegt mir zu Füßen, doch ganz so ist es nicht. Ja, es gibt eine Reihe von Ländern, in die ich derzeit fahren könnte. Aber eben auch viele, die momentan keine Einreise erlauben. Und das Problem ist: Die Situation ändert sich extrem kurzfristig.

Italien fällt mir wieder ein. Und Griechenland, vielleicht als eine weitere Option. Ich recherchiere zu Flügen und Unterkünften. Die Bilder, die nacheinander auf meinem Laptop erscheinen, versprühen sommerlichen Charme und Leichtigkeit. Normalerweise Grund genug, sofort laut Hurra zu rufen und direkt zu buchen.

Doch in mir regt sich nichts. Da ist keine Freude, die leise den Takt klopft. Meine Euphorie ist komplett verstummt. Verrückt. Geht es doch nicht einfach nur ums Wegwollen, irgendwohin in sommerliche Gefilde? Ist da eine viel stärkere Verbindung zu diesem kleinen Land am südwestlichen Ende Europas? Stärker, als ich mir bislang eingestehen wollte? Plötzlich kenne ich die Antwort. Ich weiß, was mein Ziel ist, immer noch – jenseits aller Logik, Zahlen und Vernunft: Portugal.

 Nach dieser Antwort überkommt mich Ruhe und eine erstaunliche Gewissheit, obwohl die Situation immer noch ist, wie sie ist. Ich weiß mit einem Mal, es wird werden. Wie heißt es in einem bekannten Zitat: „Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende.“ Immerhin: Ich habe noch sieben Wochen bis zur Abreise.

Seit Wochen fühlt sich mein Leben an wie ein Pendel: zwischen Eile und Ruhe, zwischen „Ich muss noch“ und „Wird schon“. Manchmal verbeiße ich mich, ohne es zu bemerken, im Schnell-noch-erledigen-Modus, weil ich hinter so viele Dinge endlich einen Haken setzen will. An anderen Tagen rauscht das Vertrauen durch meine Adern, das mir das Gefühl vermittelt, auf dem richtigen Weg zu sein, im stets richtigen Tempo. Es sind noch vier Wochen bis zum Start. Wobei es bislang nur den Termin für meinen ersten Urlaubstag und ein ungefähres Datum gibt, an dem ich los möchte. Ich habe noch nichts gebucht. Auch so ein Punkt, hinter dem noch der Haken fehlt.

Anfang der Woche fragt mich ein Kollege, ob ich eigentlich direkt von Dresden aus fliege. Ich zucke mit den Schultern und sage leichthin: „Mal sehen. Ich habe noch gar keinen Flug gebucht.“ Überrascht sieht er mich an, wahrscheinlich glaubt er, ich mache einen Scherz. Dann schüttelt er nachdenklich den Kopf und meint: „Ach, noch nicht?! Und wo genau willst Du hin?“ Ich mustere ihn kurz, jetzt unsicher, ob er bereit ist für meine nächste Antwort.

...

Neugierig, wie meine Antwort lautet? Und wo genau ich in Portugal eigentlich hin will?

Nächsten Freitag lest Ihr das komplette Kapitel.

;-)

"Ich würde liebend gern dein Buch kaufen und die ganze Geschichte in einem Rutsch lesen..." So oder ähnlich habt ihr in den vergangenen Wochen mehrfach bei mir nachgefragt, ob und vor allem wann denn das Buch zum Blog erscheint. Dafür schon mal von Herzen danke - zeigt es mir doch, dass euch das Thema berührt und ihr neugierig seid zu erfahren, wie es weitergeht und auch, wie die Geschichte ausgeht. 

Bislang ist meinerseits (noch) kein Buch geplant. Aber: Was nicht ist, kann ja noch werden. Momentan freue ich mich einfach, dass ich in diesem Blog die Erfahrungen meiner Auszeit mit euch teilen kann. 

Derzeit bin ich in Planung einer eigenen Lesung zum Blog "Alleine los - eine Auszeit mit 50plus". In dieser Lesung werden neben bereits erschienen auch bislang unveröffentlichte Kapitel aus meinem Manuskript zu hören sein. Und natürlich nehme ich mir gerne Zeit für eure Fragen. Eine gute Gelegenheit also, nicht nur mehr über meine Auszeit zu erfahren, sondern euch auch Inspiration für eventuell eigene Pläne zu holen.

Mehr zum Angebot der Lesung erfahrt ihr demnächst auf "Alleine los"!

Danke, dass ihr mir auf meinem Blog folgt! 

Herzlichst, eure Brit.