Kapitel 16: Willkommen in der Jungs-WG

 

Die Jungs haben gekocht. Zur Feier des Tages. Wir sitzen an meinem großen Esstisch, und am liebsten würde ich einen Schnaps mit ihnen trinken, ebenfalls zur Feier des Tages.

 

So richtig können wir es alle noch nicht fassen, und womöglich kriegen wir deshalb und dieses Mal alle das Grinsen nicht aus dem Gesicht: Denn nun kommt auch die Jungs-WG auf den Weg. 

 

Küche Töpfe kochen
© Melanie Feuerer

 

Heute unterschreiben wir die Untermietverträge. Und damit löst sich ein Problem geschmeidig und zur Freude aller in Luft auf: Nämlich die Frage, was mit meiner Wohnung in der Zeit meiner Abwesenheit passiert, und vor allem, wie ich meine Mietkosten gedeckelt bekomme. 

 

Ein paar Wochen zuvor kommt mein Sohn mit der Idee um die Ecke. Wir stehen in unserer Küche, ich bin gerade dabei, mir einen Kaffee zu machen, als er leichthin meint: „Könntest du dir eigentlich vorstellen, dass ein Freund mit einzieht, während du weg bist?“ Noch bevor ich antworten kann, setzt er vorsichtig nach: „Oder zwei?“ Er und zwei seiner Freunde sind gerade dabei, sich eine neue gemeinsame WG zu suchen. Die Chancen sind allerdings bescheiden und die Preise horrend. Eben nicht die besten Zeiten für preiswerten Wohnraum.

 

Umzugskarton Schlüssel

 

Und nun gehe ich für mindestens dreieinhalb Monate ins Ausland und mache keinen Hehl daraus, dass mir die zu Hause anfallenden Kosten für Miete und alles weitere leichtes Magendrücken bereiten. Die Jungs scheinen kein Problem damit zu haben, für diese kurze Zeit einen Umzug auf sich zu nehmen und sich die Kosten für die Miete zu teilen. Für sie ist unsere Wohnung und deren Lage wie ein Sechser im Lotto. Mir hingegen nehmen die drei  jungen Männer mit ihrer jugendlichen Leichtigkeit und gleichzeitigen Verantwortungsbereitschaft eine nicht unbeachtliche Last von den Schultern.

 

 

Welcome Kreide Straße
© Bruno

 

Wir sitzen also hier, an jenem kalten, dunklen Januarabend, der sich in unserer Stube so gemütlich anfühlt und unserer Vorfreude Raum gibt. Mein Sohn und seine Freunde rücken in Gedanken vermutlich schon die Möbel, während ich von meinen ersten Ideen und Angeboten portugiesischer Airbnbs berichte, die ich entdeckt habe. Und dann erzähle ich auf Wunsch noch einmal die Geschichte, wie ich versucht hatte, die Zustimmung meines Vermieters für die Untervermietung zu bekommen. Auf meine freundliche Nachfrage antwortet er mir ebenfalls freundlich binnen drei Tage und stimmt ohne Probleme zu. Allerdings landet seine Mail im Spam-Ordner meines Mailpostfaches und bleibt so leider von mir unentdeckt. Ich hingegen warte händeringend auf seine Antwort. Und je länger keine kommt, desto mehr vermute ich, dass es vielleicht doch schwieriger werden würde mit der geplanten Untervermietung als gedacht.

 

Drei Wochen schiebe ich die Nachfrage vor mir her, aus Angst, mir eine telefonische Abfuhr einzuhandeln. Ich hätte nicht gewusst wohin mit meiner Enttäuschung. Als ich mich dann endlich traue und binnen fünf Minuten feststelle, dass einfach alles längst geklärt ist, kann ich mein Glück kaum fassen. Ich schnappe mir Handy und Box, drehe Bosses „So oder so“ laut auf und tanze singend durch mein demnächst untervermietetes Wohnzimmer. Mein euphorisches Gefühl braucht Beinfreiheit.

 

Leuchtkasten Have a great day
© Sam Williams

 

 

 

Also noch knapp drei Monate bis zum Start – für den Auszug und den Einzug. Für mich wird es Zeit, mein Vorhaben endlich auch mit all denen in meinem Umfeld zu teilen, die noch nichts davon ahnen.

 

Katze neugierig auf dem Tisch
Auch schon neugierig, wie es weitergeht? © Uwe Driesel

Auszug aus dem 17. Kapitel

 

Für einen langen Moment herrscht Stille am Bildschirm. Wie eingefroren erscheinen die kleinen Bilder unserer digitalen Runde aus fünf Leuten. Für den Bruchteil einer Sekunde denke ich tatsächlich, die Verbindung ist unterbrochen. Ich habe soeben von meinen Auszeitplänen erzählt und warte auf eine Reaktion. Zum Beispiel ein „Wow“. Oder ein „Wie geil!“. Oder zumindest ein „Oh?“. Eine Nachfrage, ob ich noch zu retten bin. Irgendetwas. Doch keiner sagt was.

 

Fast bin ich geneigt, mich zu entschuldigen, dass ich mit dieser Nachricht hier so hereinplatze. Denn natürlich hatte keiner der Beteiligten auch nur den Hauch einer Ahnung, was da seit Wochen in meinem Kopf arbeitet. Ich hätte es auch viel lieber im persönlichen Miteinander und vor allem Beieinander erzählt, aber Corona zwingt uns nach wie vor auf Abstand – sowohl mit Freunden als auch Kollegen. Da das auch in den nächsten Wochen so bleiben wird, habe ich mich entschieden, es nun nach und nach in digitalen Team-Meetings und Zoom-Abenden zu erzählen.

 

 

Wie es weitergeht?

Nächsten Freitag lest Ihr das komplette Kapitel!

 

 

 

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