KAPITEL 7: Ich brauche eine Auszeit von meinem Leben - Einhundert Tage am Stück

 

„Du nimmst deine sechs Wochen Jahresurlaub und dazu sechs Wochen unbezahlten Urlaub, schon hast du drei Monate zusammen.“ Simone schaut mich an, als wäre es die einfachste Rechnung der Welt und der Urlaubsantrag damit so gut wie unterschrieben.

 

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Ich brauche eine Auszeit von meinem Leben - länger als ein gutes Essen dauert © Divily

 

Es ist früher Abend, die tiefstehende Sonne blinzelt nur ab und zu noch zwischen den Ästen des nahestehenden Ahorns hindurch. Wir sitzen bei Pasta und Salat auf meinem Balkon. Wieder hat sich die Auszeit-Idee wie selbstverständlich in unser Gespräch gemischt, wie schon wenige Tage zuvor. Simone ist bislang die Einzige, die von meiner Idee weiß. Ich habe schlichtweg Angst, mir meine Idee von anderen zerreden zu lassen. Andererseits merke ich, wie gut es mir tut, jetzt mit ihr darüber zu sprechen. So kann ich mir auch selbst dabei zuhören, um festzustellen, ob es mir nach wie vor ernst damit ist. Simones Einfälle zu meinen noch unsortierten Gedanken sauge ich auf wie ein Schwamm. Sie wirken wie Dünger auf mein junges, noch zartes Auszeit-Pflänzchen.

 

„Zwölf Wochen“, murmele ich vor mich hin und bin erstaunt, wie konkret sich mein Plan plötzlich anfühlt, jedenfalls, was die zeitlichen Kriterien betrifft. Dann rattert es still in meinem Kopf weiter: Diese Kombination aus bezahltem und unbezahltem Urlaub wäre machbar und sinnvoll. Ich bräuchte nur sechs Wochen finanziell zu überbrücken. Mit ein bisschen Resturlaub ließe sich der Zeitraum sogar noch etwas weiter ausdehnen. Ich schnappe mir mein Handy, öffne den Kalender und zähle die Tage aus dem mir zustehenden Urlaub, Resturlaub, unbezahltem Urlaub zusammen. Am Ende komme ich auf sechzehn Wochen. Sechzehn! Das fühlt sich wunderbar lang an.

 

 

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© Pexels

 

Und nachdem die Dauer plötzlich so konkret umrissen ist, taucht die nächste Frage auf: Wann wäre der beste Zeitraum dafür? Gleich zu Anfang des neuen Jahres? Das hieße in vier Monaten. Im europäischen Süden, der mir für meine Reise momentan vorschwebt, wäre es da noch richtig kalt. Und wenn der Frühling in vollem Gange ist, müsste ich schon wieder zurück. Also doch besser erst im Frühjahr starten? Klingt gar nicht schlecht. Oder brauche ich am Ende viel mehr Zeit fürs Planen und Organisieren? Dann wäre der Sommer ideal. Blöd nur, dass ich dann im Spätherbst zurückkäme. Klingt nicht so verheißungsvoll.

 

Es sind alles Gedankenspiele. Nichts, was ich sofort entscheiden muss. Dennoch wird der März als möglicher Starttermin an diesem Abend immer konkreter. Ich hätte noch sieben Monate Zeit zur Vorbereitung. Bedeutet ausreichend viel Spielraum, um alles in Ruhe auf den Weg zu bringen, ohne Gefahr zu laufen, das Ziel aus den Augen zu verlieren. Im März dürfte ich auch meinen Resturlaub noch nehmen. Und es wäre irgendwo im Süden schon frühlingshaft warm.

 

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© M.Moss

 

Später, die Sonne ist längst untergegangen und Simone auf dem Heimweg, sitze ich erneut draußen, jetzt liegen Zettel und Stift vor mir auf dem dunklen Holztisch. Wieder einmal schreibe ich alles auf, was mir gerade an Fragen einfällt. Sortieren würde ich später. Nur erst einmal raus damit aus meinem Kopf, um wieder Platz zu bekommen im Hirn, letztlich wohl für noch mehr Fragen und noch mehr Ideen, die momentan wie Pilze aus dem Boden schießen: Wohin könnte meine Reise gehen? Fallen wichtige Termine, beruflich wie privat, in die von mir geplante Zeitspanne? Wie könnte ich mir ein finanzielles Polster schaffen? Wer könnte mich mit Unterkunft und Tipps vor Ort unterstützen? Was passiert mit meiner Wohnung, während ich weg bin? Könnte ich im Ausland arbeiten? Will ich das überhaupt? Tausend Fragen und noch keine einzige Antwort.

 

Morgen ist ein neuer Tag. Vielleicht einer mit neuen Fragen. Vielleicht aber auch einer mit ein paar Antworten.  

 

 

Katze neugierig am Fenster
Auch schon neugierig, wie es weitergeht? © pixaline

Auszug aus dem achten Kapitel

 

Un cappuccino per favore, formen meine Lippen lautlos. Soviel zum Thema, ich weiß noch nicht, wohin ich will. Vielleicht hat sich mein Herz ja längst entschieden? Ganz ohne mich zu fragen. Ohne sich dafür zu interessieren, ob ich da jemanden kenne, einen, der mir das Ankommen erleichtern könnte. Für solche Banalitäten interessiert es sich schlichtweg nicht. Es entscheidet rein nach Gefühl. Nicht nach Vorteil. Italien also!

 

... 

 

 Wie wäre es denn heute mal mit GLEICH WEITERLESEN? ;-)

 Einige von euch haben ja schon gespannt darauf gewartet zu erfahren, WOHIN denn die Reise geht...

 

Hier geht's zum kompletten achten Kapitel.

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