Auf meiner Liste der noch zu erledigenden Dinge ist ein weiterer Haken dazugekommen: Ich bin jetzt für meine Reise auch krankenversichert.
Dafür habe ich mich noch einmal durch Infoseiten gegraben, Kleingedrucktes und Angebote verglichen und mich für einen privaten Anbieter entschieden. Denn es ist tatsächlich so, wie es mir die freundliche Mitarbeiterin an der Krankenkassen-Hotline bereits vorsichtig angedeutet hatte: Die Krankenkassen sind für längere Auslandsaufenthalte nicht zwangsläufig die günstigeren Versorger.
Letztlich habe ich den goldenen Mittelweg gewählt: Preiswert, aber nicht billig, abgesichert, aber kein Rundum-Sorglos-Paket. Vermutlich gibt es das sowieso nicht. Auch wenn mir die Premium-Bonus-Variante jenseits der fünfhundert Euro genau das suggerieren will. Ich glaube jedoch eher an die Basisversion, gepaart mit einer Portion Glück und einem ordentlichen Schuss gesunden Menschenverstand. Dennoch erahne ich, wie lukrativ das Geschäft mit der Angst sein kann. Die Versuchung ist ja auch groß, sich für viel Geld ein Höchstmaß an Sicherheit zu erkaufen. Vor allem, wenn man sich weit außerhalb der heimatlichen Komfortzone bewegen will und sich schon verletzlich fühlt, obwohl man das Sofa noch gar nicht verlassen hat.
Würde ich jedoch in allem, was es zu meiner Reise an Versicherungen oder Ausstattung braucht, stets die teuerste und vermeintlich sicherste Version wählen, ich wäre vermutlich schon pleite, bevor ich portugiesischen Boden betrete. Nun also ist alles gebucht, und doch drücke ich mir selbst die Daumen, dass der Notfall erst gar nicht eintritt.
Immerhin weiß ich dank meiner Versicherung, wie lange ich auf den Tag genau unterwegs sein werde: 109 Tage. Der Versicherungszeitraum wird nämlich exakt nach Tagen abgerechnet. Erfreulicherweise kann ich auch eine eventuelle Verlängerung ohne große Mühe online und kurzfristig buchen.
109 Tage also. Manche meiner Freunde oder Kollegen sagen: „Warte mal ab, kaum bist du weg, bist du schon wieder da. Die Zeit vergeht ruckzuck.“ In mir weckt diese Zahl eher ein Gefühl von Ewigkeit.
Auszug aus dem 22. Kapitel
Zwei Wochen bis zum Start
Langsam aber stetig wächst meine Nervosität. Je weniger Tage mich vom Startzeitpunkt trennen, desto häufiger meldet sich ein Gedanke: Was, wenn ich kurz vorher krank werde? Dann würde das ganze Auszeit-Projekt wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen, ohne dass ich auch nur einen Fuß ins Flugzeug gesetzt habe. Und mit ihm wäre auch der schöne Plan von der Jungs-WG null und nichtig.
In schlechten Momenten kann ich mich in dieses Gedankenkarussell grandios hineinsteigern. Klar, ich schaffe auch wieder den Absprung, doch die Frage taucht öfter auf, als mir lieb ist. Warte ich insgeheim nur auf das dicke Ende, das meinen schönen Traum zum Platzen bringt? Weil ich dem Frieden nicht wirklich traue? Weil ich nicht glauben kann, dass eine so große Nummer wie diese Auszeit so entspannt und freudvoll auf den Weg kommen kann?
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Nächsten Freitag gibt's dann das komplette Kapitel.
Die Lesung zum Blog "Alleine los" - eine Auszeit ü50
Ich freue mich sehr - denn es ist soweit: Wie versprochen steht das Programm zur Lesung meines Blogs "Alleine los", das ihr ab sofort buchen könnt.
Erfahre schon jetzt, wie es mit meiner Auszeit weitergeht. Ein Mut-Mach-Abend, der die Lust auf die kleinen und großen Abenteuer des Lebens weckt.
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