Zehn Tage bis zum Start
„Wir sehen uns doch noch mal, bevor du startest, oder?“ Immer öfter höre ich diese Frage, je näher meine Abreise rückt. Am Anfang bin ich euphorisch und schneller mit einem „Ja, klar“ dabei, als ich nachdenke.
Schließlich werde ich über drei Monate weg sein und ein „Wir kommen dich mal in Portugal besuchen“ steht, wenn ich ehrlich bin, nicht auf meiner Wunschliste. Ich will mich während meiner Auszeit niemandem versprechen, ich will frei und selbstbestimmt Zeit und Orte wählen.
Also nehme ich mir jetzt Zeit für Freunde und Kollegen. Eine Weile schiebe ich auf diese Weise wohl auch die Endgültigkeit des Abschieds vor mir her. Der Satz „Wir sehen uns noch mal“ beruhigt nicht nur mein Gegenüber, sondern vor allem mich.
Irgendwann allerdings beginne ich mich zu fragen, wann eigentlich die vielen Noch-mal-Treffen stattfinden sollen? Schließlich will ich ja nicht nur im Halbstundentakt vorbeihuschen. Ich finde es schön, Menschen in meinem Leben zu haben, die mir signalisieren: Wir werden dich vermissen! Ich sie ja auch! Einerseits. Andererseits werde ich jetzt, zehn Tage vor meiner Abreise, zurückhaltender mit meinen Versprechungen. Das wirkliche Abschiednehmen beginnt: ein letztes Mal beim Wein mit einer Freundin, ein letztes Bier mit den Nachbarn, ein letzter Plausch mit einem Kollegen. Während auf meiner linken Schulter die Vorfreude kleine Tänze vollführt, rollt der Melancholie auf meiner rechten Schulter still die eine oder andere Träne über die Wange.
An einem Freitagmittag, eine Woche vor meinem vorerst letzten Arbeitstag, verfasse ich eine Mail mit dem Betreff „In eigener Sache: Ich bin dann mal weg.“, um meine Auszeit auch noch einmal in den dienstlichen Verteiler zu geben und Ansprechpartner während meiner Abwesenheit zu benennen. Ein letztes Mal lese ich sie durch, dann klicke ich auf „Senden“.
In genau einer Woche werde ich an meinem Schreibtisch im Büro sitzen und eine Abwesenheitsnotiz verfassen, die den Empfänger darüber informiert, dass ich bis Anfang Juli nicht im Haus bin. Und obgleich ich schon seit Monaten diesen Plan im Herzen trage, fühlt sich das immer noch ein Stück unwirklich an.
Auszug aus dem 25. Kapitel
72 Stunden bis zur Abreise
Bevor ich dieses Kapitel beginnen kann, braucht mein Rechner an diesem Morgen erst einmal einen Neustart. Ehrlicherweise könnte auch ich gerade dringend einen Neustart gebrauchen. Ich fühle mich müde, erschöpft, und mein Körper ist schwerfällig, als hätte er Muskelkater. Keine Ahnung, was los ist.
Zwischenzeitlich habe ich Angst, ich könnte mir eine Erkältung eingefangen haben. Ich will es gar nicht zu Ende denken, zweiundsiebzig Stunden vor Abreise. Das Timing wäre der Hammer. Und der Verstand könnte leise raunen: Siehst du, ich habe dir gleich gesagt, das kann passieren.
...
Ob da noch was dazwischenkommt?
Nächsten Freitag lest ihr das komplette Kapitel ;-)